Paprika

Paprika

Paprika ist ein japanischer Animationsfilm aus dem Jahr 2006 von Satoshi Kon (Tokyo Godfathers).

Mit dem kleinen Gerät DCmini lassen sich Träume auslesen und visualisieren, eine vielversprechende Technologie für Psychotherapie. Doch das Gerät birgt großes Misbrauchspotential, und als eines der Geräte verschwindet, lässt der Konzern ermitteln. Dabei hilft es nicht dass an der Entwicklung beteiligte verschwinden, und erste Beteiligte, inklusive des Professors und der Ermittlerin Chiba, Symptome zeigen die darauf hindeuten, dass ein DCmini zur Manipulation von Personen genutzt wird. Mitten drin ist Paprika, die unauthorisiert einen DC-mini zu schwarz vermittelter Psychotheraopie einzusetzen scheint, und ein Polizist der mit schlimmen Albträumen konfrontiert ist…..als sich die Träume der Personen überschneiden, kommen sie einer Verschwörung auf die Spur, die Tief in das Unterbewusstsein der Träumenden führt…..

Endlich mal wieder ein guter Anime (gucke ich aber auch viel zu wenige). Der sehr fantasievolle, leicht epische Paprika besticht mit wunderschönen Zeichnungen und Animationen sowie einem grandiosen, sehr eingängigen Soundtrack. Es ist ein teilweise ausufernder, verrückter, farbenfroher, aber doch düsterer und unheimlicher Film, der seines gleichen sucht. Dabei ist es kein waschechter Sci-Fi Film, und auch kein vollwertiger Fantasy-Film, der Stil bewegt sich also im nüchteren Hier undd Jetzt, verwebt aber letztlich Traum und Wirklichkeit und schafft so eine Welt die einen förmlich einsaugt, es ist ein sehr überwältigender Film, der Zuschauende fast in Trance versetzt während mal der Story folgt – ein immersives Filmerlebnis, das ich sehr genossen habe.

Sagte ich Immersion oder…. Inzeption? Da wäre ich schon bei einem spannenden Punkt. Der Film erschien nämlich vier Jahre vor Christopher Nolans Inception, und dürfte diesen maßgeblich beeinflusst haben. Gleichzeitig ist Kons Film der Film, dessen Blick auf das Thema der interessantere ist, und Paprika – wenn man diesen Vergleich denn nun anstellen möchte – schlicht der deutlich bessere Film und besser als Inception es jeh hätte sein können. Und ja, ich bin kein Fan von Nolan. Während Nolan verwirrt und Zuschauende mit lauter Musik und Effekten bombardiert, was alles Komplexität und Tiefgang eher vorgaukelt, ist Paprika ein Film der zum Nachdenken anregt, emotional berührt und eine wunderbare Welt aufzeichnet.

Apropops gezeichnet. Wenn ich manchmal das Wort Zeichentrick nutze dann eher aus Gewohnheit. Paprika ist natürlich nicht wirklich bzw. nicht ausschließlich freihand gezeichnet, denn seit den 2000er Jahren sind animierte Filme halt tatsächlich nun ja „animiert“, aber nicht „Zeichentrick“ sozusagen. Es sieht zwar irgendwie gezeichnet aus ist aber letztlich am Computer animiert, ausgehend von oft händisch am digitalem Tablet gezeichneten Charakteren und Motiven. Hinzu kommen schöne Zeichnungen von Hintergründen und Kulissen, also das digitale Äquivalent was früher die Matte Paintings waren die bei Hollywood-Produktionen große Außenaufnahmen vorgaukelten. Gaukeln ist auch ein schönes Wort, so abschließend noch mein Gedanke: Paprika ist ein bezaubernder Film der tiefgründig damit Arbeitet was uns Träume vorgaukeln, und welche Rolle Träume in unserem Leben, für unsere Psyche und Wohlbefinden bedeuten. Dabei nutzt der Film den Sci-Fi Aspekt ein wenig als Nebenschauplatz um einen wahrlich betörenden Film mit einer krassen Sogwirkung zu entfalten. Bei mir hallte der Film noch tagelang nach!

Die BluRay (UHD lag mir nicht vor) erschien bei Sony und KSMAnime im Vertrieb von Plaion Pictures, und bietet den japanischen Originalton, sowie Englisch und die deutsche Synchronfassung je in 5.1 DTS-HD MA sowie Kantonesisch, Franzoesisch,, Italianisch, Spanish euro, latam und Thai 5.1 (die jeweils nur Dolby Digital). Eine ziemliche Palette an Tonspuren. Geguckt habe ich auf Japanisch. Das klingt ziemlich gut, teilweise auch mit etwas Raumklang, und die Geräusche kommen gut rüber, aber die Spur wird nicht generell vom Hocker hauen. Schlicht sehr gut.

Untertitel gibt es ebenso viele oder gar mehr: Deutsche, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Arabisch, Mandarin, Französisch, Italienisch, Koreanisch, Spanisch euro, Spanisch latam, Thai, und Türkish. So muss BluRay! Das Bild sieht auch großartig aus. Knallige Farben, gute Kontraste und eine weiche, aber nicht zu weiche, Textur der Animationen und Zeichnungen, die dem ganzen einen Hauch von Dreidimensionalität verleihen. Die Bilder sehen sauber aus, es ist eine wunderschöne Restauration des Films, die in UHD bestimmt noch schöner aussieht.

Extras sind auch eine ganze Menge mit an Bord. „Tsutsui and Kon’s Paprika“ ist ein 30-minütiges Interview mit dem Autor und dem Regisseur, das die Entstehung des Films nachvollzieht. „A Conversation about the Dream“ ist ebenfalls 30 Minuten lang und eine Diskussion erneut mit Regisseur und Autor, sowie der Schauspielerin die Paprika ihre Stimme lieh und dem Schauspieler der Toru seine Stimme lieh. „The Art of Fantasy“ (12 Minuten) behandelt die Art Direction des Films und das Entstehen der Darstellungen und Effekte. Der Audiokommentar mit Satoshi Kon, Susumu Hirawa (dem Komponisten) und Taro Morishima (Co-Produzent) ist unterhaltsam, informativ und nicht langweilig. „The Dream CG World“ (15 Minuten) ist ein Interview mit dem „Kameramann“ und behandelt den Einsatz von Computereffekten für den Film. Hinzu kommen drei Storyoard Comparisons, und der Japanische und internationale Trailer. Übrigens gibt es für alle Extras diverse Untertitel, man muss sie nur oft per Hand via Fernbedienung anwählen.

Bei Amazon oder ksm/Plaion Pictures leider nicht verfügbar, bin mir nicht sicher ob die Edition einfach nur schnell ausverkauft war oder zwischenzeitlich gecancelt. Bei JPC und anderen aber noch zu finden. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung.

Paprika
Die BluRay wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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